Wie Selbstbild und Leistungspsychologie Ihre Ergebnisse bestimmen
Am 15.Juli fand das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Frankreich und Kroatien statt. Der Top-Favorit, deutsche Nationalmannschaft, ist erstmals in der Geschickte schon in der Vorrunde ausgeschieden. Dafür gibt es mehrere Gründe. Aber am Spannendsten ist immer der menschliche Faktor.
Wenn man die Spiele betrachtet
Es fehlte nicht an Qualität, die Schiedsrichter waren nicht schuld, die Gegner waren keine Topmannschaften. Man kann es drehen und wenden wie man will, man ist verdient ausgeschieden, obwohl man in der Breite der Mannschaft mit die besten Spieler der WM hatte.
Wer die Spiele gegen Mexico und Südkorea gesehen hat, sah ein langsames, ideenloses Ballgeschiebe, Ballbesitzdominanz, keinerlei Torgefahr, dafür aber Anfälligkeit für Konter, sobald ein einziger Fehler gemacht wurde. In der Folge sprach der Bundestrainer von Ruhe bewahren und es wurde noch mehr auf Sicherheit gespielt, um Fehler zu vermeiden. Die Ballaktionen dauerten lange, annehmen, schauen, passen, zurückpassen, querpassen, der Gegner war immer schneller damit, die Räume zu schließen. Und es fehlte die Bereitschaft, mit voller Geschwindigkeit zurückzulaufen, wenn die Abwehr mal wieder in Unterzahl gerät.
Entscheidend
Entscheidend aber war das Mentale: es fehlte jede Spur von Entschlossenheit, Mut und Risikobereitschaft an der richtigen Stelle. Auch in Spielen der letzten Turnieren zeigte das Team – gegen gute Gegner – diese seltsame Zurückhaltung und das führte zum Ausscheiden gegen Italien und Frankreich. Diesmal aber gab es das Problem in jedem Spiel. Man konnte fast den Eindruck gewinnen, der Koch hätte ihnen eine Trägheits-Droge untergemischt.
Es gibt grundsätzlich zwei Erklärungsmöglichkeiten dafür:
- a) die Spieler waren nicht motiviert genug, Aber wie kann das sein? Eine Weltmeisterschaft ist das Größte, was ein Fußballspieler in seiner Karriere erreichen kann und wer, der diesen Beruf wählt, träumt nicht davon, zuhause gefeiert zu werden?
- b) Die Mannschaft war verunsichert und ängstlich, dadurch wie gelähmt. Aber wie kann das sein, wenn Spieler wir Kroos, Neuer, Hummels oder Müller aus Championsleague-Spielen usw. ganz andere Drucksituationen kennen wie Spiele in einer Vorrunde?.
Es gibt auch dafür sicherlich nicht nur einen Grund sondern mehrere, Das Hauptproblem liegt sehr wahrscheinlich auf einer anderen Ebene.
Motivation zur Leistung
Viele Spieler sind motiviert davon, jemand zu werden und Anerkennung zu bekommen. Am besten im großen Stil, andernfalls könnten sie ja genauso in einer Bank arbeiten oder in einem Konzern Karriere machen. Sie tun alles, um einmal der beste Spieler einer Mannschaft zu sein, Meister zu werden, Pokale zu gewinnen oder einmal Weltmeister zu sein.
Was aber passiert, wenn sie es sind?
Hier nämlich kommt der Haken an dieser Motivation: Wer Weltmeister ist, der hat mehr Selbstbewusstsein, aber der unbedingte Wille, Weltmeister zu WERDEN ist weg. Das ist im Regelfall gar keine bewusste Sache sondern läuft subtil ab, man investiert etwas weniger Zeit, weniger Energie, zieht zurück, wenn man sich vielleicht verletzen könnte usw. Und so gehen ein paar Prozent an Leistungsfähigkeit verloren. Oft genau die Prozent, die den Unterschied ausmachen vom Mitspielen zum Turniersieg.
Nachtrag 7.1.2019: Norbert Engert ist der nach Meinung Vieler beste Nachwuchs-Coach im Fußball. Durch seine Jugendarbeit bei Schalke 04 entstanden große Spieler wie Manuel Neuer, Mesut Özil , Leroy Sane und Julian Draxler. Kürzlich sagte er zum Problem der aktuellen Jugendmannschaften: „Heutzutage wollen alle etwas sein, aber niemand will etwas werden“. Genau hier liegt ein Knackpunkt, warum andere Nationen derzeit mehr herausragende Spieler hervorbringen.
Und genau da liegt der Knackpunkt, die mentale Fehlhaltung, die in der gesamten westlichen Welt so verbreitet ist: die meisten Menschen definieren sich als statisches Selbst. Wenn Sie sich selbst anhand von Ergebnissen oder vermeintlichen Erbanlagen definieren, dann wird die Welt schwierig: Bin ich Weltmeister, dann habe ich bewiesen, dass ich gut bin, tolles Erbgut habe und etwas wert bin. Steige ich ab oder scheide in der Vorrunde aus, dann bin ich Ungenügend, habe schlechte Erbanlagen und nichts wert. Das ganze Leben, das ganze Ich steht dann in Frage.
Gleichzeitig, wenn man also jemand ist, dann hört man auf, jemand zu werden.
„Wenn Du denkst, dass Du etwas bist, dann hast Du aufgehört, etwas zu werden“ Erik Fernzel, zweifacher Goldmedaillengewinner bei Olympia 2014,2018
Beispiel Kroos
Es liegt mir fern, Tony Kroos insgesamt zu kritisieren. Er ist ein fantastischer Fußballspieler, war 2014 Weltmeister und ist diesen Sommer zum 4. mal Championsleague-Sieger geworden. Aber genau das könnte exemplarisch das Problem sein: Wenn man gerade so viel erreicht hat, dann is man wer, dann braucht man nicht wachsen, und dann ist man satt.
Kroos hat in der letzten Minute das Siegestor gegen Schweden geschossen. Er war meistens der gewohnt sichere Ballverteiler. Aber er ließ viele Dinge laufen. Das Tor der Schweden fiel, weil er nach Fehlpass, trotz Unterzahl in der Abwehr, nur gemächlich zurücklief.
Beim 0:1 der Mexikaner war sein Fehlpass der Ausgangspunkt des Konters und auch da trabte er nur gemütlich zurück, obwohl die Abwehr (mal wieder) in Unterzahl war. Beim Torschuss kam er deshalb ein paar Zehntelsekunden zu spät – das 0:1 fiel. Gegen Südkorea legte er den ersten Gegentreffer mit seinem Pass auf.
All das zeigt ein reduziertes Engagement, ein Indiz dafür, dass er dieses mal in die Falle des ich bin wer geriet, statt alle Energie darin zu setzen, Weltmeister werden zu wollen.
Nicht allein
Mit diesem Phänomen stehen die deutschen Spieler nicht allein da. Viele der letzten Weltmeister sind bereits in der Vorrunde des nächsten Turniers ausgeschieden. Vor Deutschland war es Italien (2014), davor Spanien (2010), Frankreich erwischte es 2002 nach dem Titel von 1998.
Interessant ist, dass die spanischen und deutschen Trainer vor dem Turnier betonten, wie sehr sie motiviert sind, den Titel zu verteidigen und dass sie ein frühes Aus wie bei den Vorgängern vermeiden wollten. Trotzdem schieden sie aus.
Was können Sie als Unternehmer daraus ableiten?
Quantitatives Wachstum kann nicht unendlich sein. Aber wer aufhört, sich weiterzuentwickeln, kommt schnell auf den absteigenden Ast. Erfolg kann man nicht zementieren, man muss ihn immer wieder neu erringen.
Alles startet im mentalen Bereich und wird von mentaler Kraft getragen. Deshalb setzen Sie da zuerst an und überprüfen Sie Ihre Haltung.
Entscheidend für den Unternehmer, aber auch für Teams ist, sich nicht allein über Ergebnisse zu definieren. Messen Sie sich an dem Engagement für den Erfolg, daran, was Sie tun, um Ihre Ziele zu erreichen. Wenn Sie Ziele erreicht haben, feiern Sie sie. Aber setzen Sie sich dann neue. Wenn Ihr Erfolg ein bestimmtes Umsatzziel war und sie merken, auf diesem Weg findet keine echte Entwicklung mehr statt, dann ändern Sie etwas. z.B. nehmen Sie sich vor eine bestimmte Kundengruppe zu gewinnen oder die Besten in einem bestimmten Marktsegment zu werden.
Ihr Christoph Ulrich Mayer
P.S.: Wie Sie auf neue Ebenen von Leistung und Motivation kommen und auf Dauer erreichen, erfahren Sie in meinen Trainings.
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